Wie sind Ängste zu bewältigen?
Angst ist gesund und sinnvoll. Sie schützt uns davor, zu hohe Risiken einzugehen. Sie macht uns achtsam und wach für die Umgebung. Sie bewahrt uns vor Fehlern und ermöglicht uns eine vorsichtig zu sein. Auch ein gewisses Misstrauen ist sehr hilfreich und gesund. Ohne Ängste würden wir einfach auf einen bissigen Hund zu gehen,
und... :- ( !
Wenn jedoch unser Handeln von der Angst beherrscht wird, wir nicht mehr frei handeln können, dann ist die Angst zu einem Hindernis geworden. Dann wollen wir die Angst loswerden. Sie soll verschwinden! Oder aber wir empfinden die Angst so zugehörig zu uns, dass wir eins mit ihr sind und unser Leben so einrichten, dass wir noch gut damit leben können. Aber macht uns das auf Dauer glücklich? Nein!
Kurzfristig hilft uns das sicher weiter. Auf die Dauer kann ein Leben in Angst zu einem kleinen Gefängnis werden.
Die Therapie bei Ängsten und Panik
Verhaltenstherapie gilt als die effektivste Therapie bei Ängsten und Panik und ist daher anderen Therapieformen vorzuziehen.
Wenn nach der Diagnostik klar ist, dass eine Angststörung besteht, wird ein Erklärungsmodell für die bestehenden Ängste erarbeitet und geklärt, welcher Weg für Sie der am besten geeignete ist, um die Ängste anzugehen.
Wir erstellen schriftlich einen Angstkreislauf (Teufelskreis der Angst): mit der Angst in Verbindung stehende Gedanken, Körperwahrnehmungen und Reaktionsmuster werden beobachtet und aufgeschrieben, damit wir erkennen, wie die Angst sich überhaupt entfaltet und verstärkt.
Schriftlich erarbeiten wir eine Angst-Skala, ähnlich wie ein Thermometer, mit den verschiedenen Stärke-Graden der Angst.
Anhand der Skala entwickeln wir einen Fahrplan, eine Struktur, in welcher Reihenfolge wir die Ängste angehen.
Der nächste Schritt ist, Sie zu stärken, Ihre Energie zu mobilisieren, damit Sie sich Angst und Paniksituationen leichter stellen können. Dass Sie solche Situationen leichter bewältigen können, ein Werkzeug zur Hand haben, auf das sie vertrauen können.
Wir arbeiten auch viel mit Körperübungen und Imagination (Phantasie), um uns einer Konfrontation (auch Exposition genannt) langsam anzunähern. Bei der Imagination geht darum schon mal in der Vorstellung erfolgreich die Angst zu bewältigen.
Erst wenn Sie sich stark fühlen und schon kleinere Situationen erfolgreich gemeistert haben, beginnen wir mit einer realen Angst-Konfrontation/Exposition.
Die Konfrontation kann auch in verschiedenen Schweregraden abgestuft werden, um Ängste schrittweise zu überwinden.
Ohne gezielte Konfrontation können Ängste aus meiner Sicht nicht überwunden werden!
Konfrontation wird nur gemacht, wenn Sie in Ihrem Leben genügend „Boden unter den Füßen“ haben und sich stabil genug dafür fühlen.
Nach einer gewissen Zeit der wiederholten und gelungenen Konfrontation, nimmt die Angst immer mehr ab und der Selbstwert steigt. Zeit für andere Themen wird frei. Eine gelungene Angstbehandlung ist bereichernd und stärkend für die Persönlichkeit.
Wichtige Hinweise:
Das beschriebene Vorgehen kann nur einen Überblick geben. Natürlich wird in der Therapie auch geschaut, welche Ursachen bei der Entstehung der Ängste beteiligt sind. Auch diese Ursachen werden, wenn nötig, bearbeitet. Es wird hinterfragt, ob die Angstsymptomatik der Vermeidung anderer Themen dient und wozu die Angst vielleicht gut ist.
Angst und Panik werden meistens durch Stresssituationen ausgelöst und werden dann schnell zu einem unwillkürlichen körperlich-seelischen Reaktionsmuster (Teufelskreis der Angst), das nur schwer alleine durchbrochen werden kann.
Eine "Symptomverschiebung" nach einer erfolgreichen Angstbehandlung gibt es nach aktuellem Stand der Forschung nicht, neue oder andere Symptome treten nachweislich nicht mehr als bei anderen Therapieformen auf.